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Die wahre Zahl liegt anderen Schätzungen zufolge noch deutlich höher. Die meisten Todesfälle treten in Entwicklungsländern auf, in denen es weniger Gebäude gibt, um in Sicherheit zu gehen.

Wassersportler in wohlhabenden Industrieländern wie Deutschland, Österreich und Schweiz gehören allerdings auch zur Hochrisikogruppe. Einer Studie zur Folge kam es alleine in Amerika im Zeitraum von 2010 von 2014 zu sieben Verletzungen und drei Toden von Kajakfahrern durch Blitze. Zudem wurden vier Einschläge in der Nähe von Kajakfahren dokumentiert.

Im Juli 2014 hat sich eine dramatische Szene am weltbekannten Venice Beach in Los Angelos abgespielt. Ein einzelner Blitz schlug in der Nähe des Ufers ein. Ein Schwimmer wurde getötet und 13 weitere verletzt. Acht der Verletzen mussten im Krankenhaus weiterbehandelt werden. Einige der Verletzten befanden sich dabei gar im Wasser, sondern wurden über den Sandboden vom Blitzschlag erfasst.

Häufig begeben sich Kajakfahrer selbst in Gefahr. Ein weit entfernt tobendes Gewitter erscheint ungefährlich und nicht genug, um den Trip abzubrechen. Blitze schlagen zwar meistens unter den Gewitterwolken ein.

In einigen Fällen verlaufen die Blitze allerdings horizontal und berühren den Boden bis zu zehn Kilometer vom eigentlichen Sturm entfernt. Zumal die Richtung, in die sich das Gewitter schiebt, schwer voraussehbar ist. Selbst ein Gewitter in der Ferne kann sich rasch auf eure Position zubewegen. Binnen Minuten geratet ihr so in die Gefahrenzone.

Ein Blitzschlag hat eine enorme Energie, die Knochen brechen und Sand in Glas schmelzen kann. Trifft der Blitz einen Baum, ist von diesem und vom Untergrund in der Nähe nicht mehr viel übrig. Gefährliche Verletzungen, die im schlimmsten Fall zum Tode führen können, drohen bis zu einer Distanz von 10 Metern zum Einschlagsort. Dieser Wert bezieht sich wohlgemerkt auf festen Boden.

Bei Nässe und insbesondere im Wasser droht bei viel höheren Distanzen noch große Gefahr. Schlägt ein Blitz im Wasser ein, drohen in einem Umkreis von 100 Metern ernsthafte Verletzungen. Das ist auch der Grund dafür, warum in Venice Beach in 2014 derart viele Leute durch den Blitz verletzt wurden.

Zusätzliche Gefahr droht Kajakfahrern, weil Blitze meistens in die höchsten Objekte einschlagen. Draußen auf dem glatten Wasser ist allerdings dein Boot und häufig das Paddel aus Metall der höchste Punkt. Besonders Kajakpaddel aus Carbon sind hervorragende Blitzableiter. Aber was sollte man tun, wenn man in ein Gewitter gerät?

#1 Geht sofort an Land

Beim ersten kleinen Anzeichen eines Gewitters durch entferntes Donnern oder einen Blitz muss deine Gruppe sofort umdrehen und zum nächsten Ufer paddeln. Dort angekommen, kann in Ruhe sondiert werden, in welche Richtung sich das Gewitter fortbewegt.

Tut das nicht, während ihr noch auf dem Wasser seid. Dort fehlt euch schlichtweg die Zeit dafür. Die Gewitterwolken können sich rasch fortbewegen. Ehe ihr euch verseht, seid ihr bereits mittendrin in der Gefahrenzone.

Während ihr mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung Ufer fahrt, könnt ihr die Distanz zum Gewitter verfolgen. Zähle dafür einfach die Sekunden zwischen Blitz und Donner und teile die Zahl durch 3, um die Entfernung in Kilometern abzuschätzen. Hört ihr ein Donnern bevor ihr 30 erreicht, befindet ihr euch in Gefahr.

An Land befindet sich bestenfalls ein Gebäude, in dem ihr Schutz suchen können. Ein Auto ist die zweitbeste Wahl. Fahrt in jedem Fall die Autoscheiben hoch und haltet euch von Metall fern.

Befindet sich kein Gebäude in Sicht und ihr seid noch weit vom Parkplatz entfernt, müsst ihr euch einfach an einem niedrig gelegenen Ort möglichst klein machen. Zieht die Knie und Füße an den Körper und haltet sie mit den Händen fest. Sucht auf keinen Schutz vor dem Regen unter einem Baum.

Zu Bäumen und anderen Strukturen solltet ihr einen Abstand von mindestens zehn Metern halten. Das Ufer ist ebenfalls kein sicherer Ort. Gerade der Übergang von Meer und Küste zieht Blitze an.

Schafft zudem eine Isolierung zwischen eurem Körper und dem Boden. Zieht Schuhe an, setzt euch auf eure Rettungsweste und nutzt weitere Kleidung, die sich in den Drybags befindet als zusätzliche Isolierung. Setzt euch keinesfalls direkt auf die Erde. Ihr solltet überhaupt keinen Kontakt zum Grund haben, um die Gefahr einer Verletzungen durch einen möglichen Blitzschlag zu reduzieren.

Regenschirme oder kleine Hütten mit Metalldächern schützen zwar vor Regen, erhöhen dafür das Risiko vom Blitz getroffen zu werden massiv. Schafft zudem einen Abstand von rund fünf Metern zwischen euch. Wenn ihr alle auf einem Fleck sitzt, würde ein Blitzschlag gleich die ganze Gruppe treffen.

#2 Schafft Abstand zwischen den Gruppenmitgliedern

Wenn das Ufer zu weit entfernt ist und ihr das Gewitter auf dem Wasser ausharren müsst, gilt besondere Vorsicht.

Als erstes solltet ihr euch großflächig verteilen. Haltet jeweils mindestens 30 Meter Abstand zum nächsten Gruppenmitglied. Wird einer vom Blitz erwischt, sind die anderen vermutlich nicht betroffen, aber noch nahe genug, um schnell Hilfe zu leisten.

Als Nächstes nehmt ihr das Paddel aus dem Wasser und verstaut es im Inneren des Kajaks oder platziert es auf dem Boden (im Falle eines Sit-on-Top Kajaks). Isoliert euch so gut wie möglich vom Boot. Außer eurem Hintern und den Füßen sollte kein Kontakt zum Kajak bestehen.

#3 Ruft um Hilfe

Wird ein Mitglied eurer Truppe vom Blitz erwischt, müsst ihr sofort um Hilfe rufen. Nutzt dafür einfach euer Handy, das ihr am besten in einer wasserdichten Handyhülle immer mit auf Tour nehmt. Entgegen dem Volksmythos ziehen Handys keine Blitze an. Die Verwendung des Smartphones ist somit ungefährlich. Alternativ kann für den Hilferuf ein UKW-Transmitters verwendet werden.

Vor dem Anruf ist es wichtig, die eigene Position zu kennen. Ein GPS-Gerät kann dabei helfen, aber auch die Kartendienste auf modernen Smartphones zeigen die GPS-Datan an. Wer öfter auf bestimmten Gewässern unterwegs ist, sollte auch einmal austesten, es Handyempfang gibt. Bei den meisten Binnengewässern sollte dies allerdings der Fall sein. Vor dem Kajaktrip muss dann nur noch an das Aufladen des Telefons gedacht werden.

#4 Leistet Erste Hilfe

Wird eine Person vom Blitz getroffen, ist es am besten, wenn nur eine Person aushilft. Die Gefahr von weiteren Blitzeinschlägen besteht immer noch. Aus diesem Grund solltet ihr weiterhin verteilt bleiben. Die getroffene Person wird vermutlich unter einem Schock leiden und es mit Verbrennungen, gebrochenen Knochen zu tun haben.

Ein großes Problem ist, dass der Blitz diese Person wahrscheinlich aus dem Kajak geschleudert hat. Ohne die Mithilfe des Verletzten wird es sehr schwer sein, die Person wieder in das Boot zu hieven.

Bei einem nahen Einschlag ist die Person womöglich ohnmächtig. Prüft als Erstes die Atmung. Im schlimmsten Fall ist eine Reanimierung erforderlich, die allerdings auf dem Wasser keine einfache Sache ist und ohnehin eine geringe Erfolgswahrscheinlichkeit hat.

Trotz der hohen Herausforderung und der geringen Wahrscheinlichkeit sollten natürlich alle Maßnahmen ergriffen werden, um das Menschenleben zu retten.

Ob ihr mit der verletzten Person sofort an Land paddelt oder das Gewitter abwarten sollt, ist keine einfache Entscheidung. Die Aussagen der Notrufzentrale, die Verfassung des Verletzten, der Wellengang, die Windverhältnisse, die Stärke des Gewitters und die Entfernung zur Küste spielen in die Entscheidung mit hinein.

Bei einer leichten Verletzung solltet ihr allerdings weiter auf dem Wasser ausharren. Die Paddel würden das Risiko weiterer Blitzschläge erhöhen. Hört am besten auf den Ton des Donners.

Wird dieser langsam leiser und entfernt sich von eurem Standort, ist das ein gutes Zeichen. Achtet aber auch darauf, ob weitere Gewitterwolken in eure Richtung ziehen.

#5 Haltet euch von hohen Objekten fern

In Kanälen und kleinen Flüssen seid ihr geringfügig sicherer als auf dem offenem Meer. Ihr solltet euch allerdings in keiner falschen Sicherheit wiegen und den Trip ganz normal zu Ende führen wollen. Die Bäume und hohen Strukturen an Land fungieren quasi als Magnete für Blitze.

Schlägt ein Blitz dann in der Nähe ein, kann euch der elektrische Schlag selbst auf dem Wasser erreichen. Das Wasser leitet den Strom hervorragend weiter, sodass ihr auch in einer Entfernung von 100 Metern zum Einschlagsort noch Verletzungen davon tragen könnt. Harrt das Gewitter also am besten an Land aus.

Die Faustregel besagt, dass ihr, nachdem eine halbe Stunde lang kein Donnern mehr zu hören war, den Trip fortsetzen könnt.

#6 Seid auf den Trip vorbereitet

Weiterhin sollte ihr niemals alleine auf Kajaktour gehen. Wer auf dem offenen Meer paddeln möchte, sucht sich bestenfalls noch mehrere Kumpel, die mitkommen. Je größer die Trupps ist, desto mehr Leute können im Notfall Hilfe leisten. Jeder von euch muss zudem eine Rettungsweste tragen. Die Weste darf nicht nur irgendwo im Boot liegen, sondern muss die ganze Zeit über angelegt sein.

Im Fall, dass dich ein Blitz erwischt und aus dem Boot katapultiert, hält dich die Rettungsweste über Wasser. Im Gegensatz zu einfachen Kajak Schwimmwesten, die lediglich zusätzlichen Auftrieb bieten, verhindern richtige Rettungswesten das Ertrinken, in dem sie den Kopf immer an der Wasseroberfläche halten.

Stattet euer Kajak zudem mit einem Erste-Hilfe-Kit aus. Ein Handy gehört mittlerweile ebenfalls zur Standardausrüstung. In einer wasserdichten Handyhülle kann dieses gefahrlos transportiert werden. Im Notfall könnt ihr damit eure exakte Position bestimmen und die Rettungskräfte alarmieren.

Das Absolvieren eines Erste-Hilfe Trainings ist besonders für Touren fernab der Zivilisation wichtig. Wer nicht gerade in der Nähe einer Stadt den Notruf betätigt, muss teilweise über eine Stunde auf Hilfe warten. Das Wissen über Erste Hilfe kann dann den Unterschied ausmachen.

Besprecht zudem das Vorgehen in Notfällen mit eurer Gruppe. Wenn jeder weiß, wie zu reagieren ist, falls ihr während der Kajaktour von einem Gewitter überrascht werden, senkt dies das Risiko, dass jemand verletzt wird.

Fazit

Die Chance von einem Blitz getroffen zu werden sind extrem niedrig, aber aufgrund der großen Gefahr, die davon ausgeht, sollte die geringe Chance nicht vernachlässigt werden. Es wäre nicht clever, keine Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.

Mit den vorgestellten Sicherheitstipps kannst du das Risiko minimieren, aber Blitze sind letzten Endes unvorhersehbar. Eine hundertprozentige Garantie für Sicherheit kann es daher nicht geben.

Neben dem Befolgen der Tipps ist ein Blick in den Wetterbericht vor dem Aufbruch auf den nächsten Kajaktrip die beste Vorsichtsmaßnahme. Besteht nur die Chance, dass ein Gewitter aufzieht, solltest du den Trip lieber abblasen und an einem anderen Tag wiederholen. In dem Sinne wünschen wir euch ganz viele spaßige und sichere Kajaktrips!

Die Redaktion von Wellenliebe.de besteht aus echten Wassersport-Fans. Von Kajakfahrern, über Segler und Taucher bis Stand Up Paddler sind (fast) alle Wassersportarten vertreten. Unsere Inhalte wurden schon millionenfach gelesen und in vielen Zeitungen aufgegriffen.

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