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Einsteiger, die Fragen haben, landen schnell in den großen Kajakforen. Leider schweifen dort die Diskussionen schnell vom Thema ab und auch Dichte an Fachtermini schreckt viele Neueinsteiger ab.

Es kann dabei ganz einfach sein. Im Wesentlichen braucht es fürs Kajakfahren nur ein gutes Kajak, ein passendes Kajakpaddel, die richtige Kajak Kleidung und eine Rettungsweste. Wenn Anfänger das Equipment zum ersten Mal sehen, kommt häufig die Frage: „Warum sind Kajakpaddel verdreht?

Die Paddelblätter werden bei Kajakpaddeln asymmetrisch angeordnet, um den Windwiderstand zu reduzieren. Eine Alternative dazu ist das Drehen des Paddels, wenn dieses aus dem Wasser gehoben wird.

Auf Dauer erweist sich die Drehbewegung jedoch als unergonomisch. Heutzutage werden verdrehte Kajakpaddel im Breiten- und im Spitzensport eingesetzt.

Der Fahrtwind ist also der Hauptgrund, warum die Kajakpaddel verdreht sind. Aber entstammt diese Bauweise einer Entwicklung der Inuit? Oder wurden die Paddel erst in der Moderne dahingehend angepasst?

Fuhren die Inuit auch mit gedrehten Kajakpaddeln?

Kajaks sind eine Entwicklung der Inuit. Als die restliche Welt begann, das Vorbild der Inuit in die Moderne zu übertragen, setzte man – genau wie die Inuit und andere Urvölker – auf nicht verdrehte Doppelpaddel.

Schon rasch nach der Wiederentdeckung der Kajaks wurde das Kajakfahren allerdings durch einen sportlichen Aspekt erweitert.

Wettrennen gegen andere Kajakfahrer und Rennen auf Zeit wurden immer populärer. Schnell war ersichtlich, dass die nicht verdrehten Paddelblätter mit der „Breitseite“ in den Wind gehalten wurden und dadurch das Boot abbremsten.

Die Paddeltechnik entwickelte sich darauf so, dass das aus dem Wasser auftauchende Paddelblatt gedreht wurde, um dem (Fahrt-)Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.

Diese Paddeltechnik erwies sich jedoch als nicht optimal. Weiterhin war der Windwiderstand groß und das Drehen des Paddels war für die Hand nicht sehr ergonomisch.

Der genaue Zeitpunkt, wann die Entwicklung von den nicht verdrehten zu den asymmetrischen Doppelpaddeln erfolgte, ist nicht bekannt. Wir wissen nur, dass der bekannte Faltbootfahrer Carl Joseph Luther 1928 noch mit nicht verdrehten Paddelblätter fuhr.

Aber bereits bei der Olympiade 1936 waren um 90° verdrehte Kajakpaddel der Standard und ähnelten damit den heutigen Modellen. Nur im rechten Winkel abstehende Paddelblätter gibt es heutzutage nicht mehr.

Eine lustige Geschichte ist auch das vermutliche erste Aufeinandertreffen Inuit und den verdrehten Paddeln. Im Rahmen der Dreharbeiten für „S.O.S. Eisberg„, einem Spielfilm über die Suche nach einer verschollenen Grönlandexpidition, konnten einige Inuit erstmals ein modernes Faltboot samt verdrehtem Doppelpaddel austesten.

Während das Boot als ajungilak („gut“) gelobt wurde, konnten sich die Inuit mit eigenartigen Doppelpaddel nicht anfreunden. Vermutlich war dies der ungewohnten Paddelbewegung geschuldet.

Welcher Winkel des Kajakpaddels ist gut für Anfänger?

Wer einmal die Kajakpaddel inspiziert, die in einem Wassersportcenter zum Verleih angeboten werden, stellt häufig fest, dass die Paddelblätter fast gar nicht verdreht sind. Oftmals beträgt der Winkel nur 0 bis 15°.

Das kann schnell zum Trugschluss führen, dass ein niedriger Winkel die richtige Wahl für Anfänger ist. Schließlich handelt es sich doch bei den meisten Kunden einer Wassersportstation um Einsteiger oder zumindest unerfahrene Kajakfahrer.

Welcher Winkel der beste für Einsteiger ist, lässt sich nicht einfach beantworten. Bei klassischen Paddeln gibt es auch kaum Spielraum. Die Paddelblätter müssen einzeln entfernt werden und entsprechend versetzt wieder an den Schaft angeklebt werden.

Moderne Kajakpaddel lassen sich hingegen auf verschiedene Winkel einstellen. Üblich sind bei diesen Doppelpaddeln die Stufen 30°, 45° und 60°.

Während die Olympioniken 1936 noch ihre Kajakpaddel auf einen Winkel von 90° einstellten, hat sich heute 60° als der Standard etabliert. Statt sich an das Paddeln mit nicht verdrehten Paddelblättern zu gewöhnen, sollten Neueinsteiger gleich auf diesen Standard setzen.

Mit den asymmetrischen Kajakpaddeln ist die Paddelbewegung ergonomischer und der Windwiderstand beim Fahren geringer.

Welchen Winkel sollten Fortgeschrittene wählen?

Für fortgeschrittene Kajakfahrer bietet sich derselbe Winkel wie für Neueinsteiger an. Internationale top Athleten und deren Coaches empfehlen eine Einstellung zwischen 60° und 85°. Wenn die Profis auf diese Winkel setzen, ist das natürlich ein gutes Zeichen.

Eine Gruppe von Kajakpaddlern schwört zwar auf die magische Einstellung von um 15° versetzten Paddelblättern. In der breiten Masse und auch in der Spitzengruppe setzt die Mehrheit allerdings weiterhin auf ein Minimum von 60°. Die einzige Ausnahme sind Surfki-Fahrer, die mit einem kleineren Winkel auskommen.

Winkel des Kajakpaddels und der Paddelstil

Bei neuen Paddlern ist häufig das Problem, dass die gesamte Kraft aus den Armen kommt. Der Oberkörper wird zu wenig eingesetzt. Wer auf diese Weise paddelt, kommt womöglich sogar besser mit einem nicht verdrehten Kajakpaddel aus.

Ein solches Doppelpaddel könnte direkt in das Wasser eingetaucht werden. Wir raten jedoch von diesem Paddelstil ab. Statt mit einem symmetrischen Doppelpaddel in den Kajaksport einzusteigen, sollten auch Anfänger lieber auf ein asymmetrisches Kajakpaddel Winkel von 60° setzen.

Fortgeschrittene, sowie Semi- und richtige Profis sitzen beim Fahren nicht still im Kajak. Erfahrene Kajakfahrer setzen beim Paddeln ihren Körper stark ein. Anstatt mit dem Oberkörper nach vorne ausgerichtet zu sein, kommen selbst die Beine beim Paddeln zum Einsatz. Wer auf diesen aktiveren Paddelstil setzt, sollte ein Kajakpaddel mit einem größeren Winkel wählen.

Die ersten Minuten, nachdem etwas am Winkel der Paddelblätter verändert hat, wirken ungewohnt. Die Paddelbewegung passt sich allerdings schnell daran an. Gerade am Anfang sollte es allerdings nicht übertrieben werden. Einsteiger, die noch nie auf einem Kajak gesessen haben, können durch einen zu großen Winkel überfordert werden.

Unserer Erfahrung nach ist ein 60° Winkel trotzdem gut für Einsteiger geeignet. Auf diese Weise kann stellt sich erst gar nicht ein falscher Paddelstil ein, sondern Anfänger werden gleich von Beginn an einen aktiven Körpereinsatz gewöhnt.

Der Unterschied zwischen einem Paddelstil, bei dem die Kraft aus den Armen kommt, und einem Stil, der den ganzen Körper mit einbezieht, ist, dass der zweite Stil mehr Bewegung erfordert.

Das bedeutet, dass es schwieriger ist, die Balance zu halten. Die Art des Kajaks hat damit auch einen Einfluss. Für Anfänger ist ein aktiver Paddelstil also auf einem breiten Kajak einfacher umsetzbar als auf einem schmalen Boot.

Im Laufe von mehreren Touren entwickelt sich dann auch auf einem schmalen Touring Kajak ein guter Sinn für das Gleichgewicht. Der eine oder andere Sturz ins Wasser ist zwar nicht vermeidbar, aber wer die Zeit investiert, wird sich in Sachen Balance verbessern.

Es sollte trotzdem beachtet werden, dass eine Umstellung auf einen aktiven Paddelstil mit besonderen Herausforderungen verbunden ist, wenn du in einem schmalen Kajak unterwegs bist.

Fazit

Der geringe Windwiderstand und die bessere Ergonomie sind der Grund, warum die Paddelblätter bei Kajakpaddeln asymmetrisch angeordnet sind. Wer in den Kajakasport einsteigen will, sollte sich gleich an verdrehte Blätter gewöhnen.

Für den Start raten wir zu einem Winkel von 60°. Wie bei anderen Sportarten muss auch das Kajak Equipment individuell auf jeden Kajakfahrer abgestimmt werden. Viele fortgeschrittene Paddler schwören etwa auf einen Winkel von 70 bis 80°.

Andere Paddler vertreten hingegen andere Meinungen. Kajakfahren ist und bleibt ein Sport, in dem viel gefachsimpelt werden kann.

Wir hoffen allerdings, dass dir dieser Beitrag weitergeholfen hat und du einen Schritt deiner optimalen Einstellung weitergekommen bist.

Die Redaktion von Wellenliebe.de besteht aus echten Wassersport-Fans. Von Kajakfahrern, über Segler und Taucher bis Stand Up Paddler sind (fast) alle Wassersportarten vertreten. Unsere Inhalte wurden schon millionenfach gelesen und in vielen Zeitungen aufgegriffen.

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