Häufig heißt es etwa, dass Kajakfahrer über einen See rudern.
Oder die Ruder eines Ruderboots werden fälschlicherweise als Paddel bezeichnet.
Beim Rudern und beim Paddeln handelt es sich allerdings um unterschiedliche Sportarten, die weitaus mehr Dinge unterscheidet, als dass sie Gemeinsamkeiten teilen.
Auf den ersten Blick scheinen die Sportarten stark verwandt. Beim Rudern und beim Paddeln sitzt man in einem schmalen Boot, das mit Ruder- beziehungsweise Paddelschlägen durchs Wasser geschoben wird.
Zudem können Kajaks, Ruderbooten und Kanadier sowohl Solo als auch von mehreren Personen gefahren werden. An diese Stelle ist allerdings bereits Schluss mit den Gemeinsamkeiten.
Mehr Überschneidungen zwischen den beiden Wassersportarten gibt es nämlich nicht. Ganz im Gegenteil: Zwischen Rudern und Paddeln existieren eine Menge von Unterschieden, die wir auf fünf wesentliche Punkte heruntergebrochen haben:
Inhaltsverzeichnis
1. Ruder vs. Paddel
Der erste große Unterschied ist das Sportgerät selbst. Bei Paddelsportarten wie Kajakfahren, Stand-up Paddeln und Kanadierfahren werden Paddel eingesetzt. Im Rudersport finden hingegen Ruder Verwendung.
Die Ruder sitzen in einer Ruderdolle, die der Stützpunkt für die Drück- und Ziehbewegung beim Ruderschlag ist. Im Gegenzug dazu liegen Paddel komplett frei und nirgendwo befestigt. Die Paddel werden frei durch die Luft bewegt und berühren nur die Hände des Paddlers.
Ein Paddel ist zudem nicht zwangsweise mit zwei Paddelblättern ausgestattet. Stand-up Paddler und Kanadierfahrer fahren trotz des einseitigen Paddels geradeaus. Dafür muss regelmäßig die Paddelseite gewechselt werden. Ruder sind hingegen immer an beiden Enden mit einem Paddelblatt bestückt.
2. Unterschiedliche Fahrtrichtung
Im Paddelsport sind die Sportler stets in Fahrtrichtung gedreht. In Ruderbooten sitzt man hingegen mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Das bedeutet, dass technisch gesehen Paddler vorwärtsfahren, während Ruderer rückwärts fahren.
3. Unterschiedliche Steuerung
SUP Boards und Kanus werden gesteuert, indem auf einer Seite stärkere Paddelschläge ausgeführt werden. Für schnelle Wendungen können zudem Paddelschlag rückwärts ausgeführt werden.
Das dreht die Nase des Boots beziehungsweise des Paddleboards recht schnell. Einige Kajaks können zusätzlich mittels eines Ruders am Heck gelenkt werden.
In Ruderbooten sitzen die Ruderer mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Bei einigen Trainingssessions und bei Wettkämpfen sitzt ein Steuermann hinten im Boot. Diese Person ist die einzige im Ruderboot, die in die Fahrtrichtung schaut. Im Gegensatz zu den Ruderern rudert der Steuermann nicht.
Die Hauptaufgaben des Steuermanns sind das Lenken des Boots und die Ruderer im Takt zu halten. Wenn kein Steuermann vorhanden ist, übernimmt der hinten sitzende Ruderer die Steuerung mittels einer Fußsteuerung.
4. Beanspruchte Muskeln
Die Art des Antriebs beim Paddeln und beim Rudern unterscheidet sich stark. Beim Paddeln beansprucht die Paddelbewegung vor allem die Oberkörpermuskulatur. Beim Rudern werden hingegen die Arme und Beine eingesetzt. Im Gegensatz zur häufig vertretenen Ansicht kommt die meiste Kraft tatsächlich aus den Beinen. Die Arme dienen mehr dem Übertragen der Kraft.
Um die Mitarbeit der Beine zu ermöglichen, können die Sitze in Ruderbooten vor- und zurückgleiten. Auf diese Weise kann die Kraft der starken Beinmuskulatur in noch kräftigere Ruderschläge umgewandelt werden.
Ein Vorteil dieser Konstruktionsweise ist, dass die Beinmuskeln sehr ausdauern sind und lange Zeit durchhalten, bevor sie schlappmachen. Das ist eine Folge davon, dass wir die Beinmuskeln ständig beim Gehen und Rennen trainieren.
Die Sitze in Kajaks und Kanadiern sind hingegen fest montiert. Ein aktiverer Paddelstil ist zwar auch hier möglich, aber ist wesentlich anspruchsvoller. Bei schmalen Kajaks erhöht ein aktiver Beineinsatz die Chance, dass das Boot kentert.
5. Weitere Unterschiede
Ruderboote sind schmaler gebaut als Kanadier und Kajaks, aber liegen aufgrund der langen Ruder sehr breit auf dem Wasser auf. Die Stabilität, mit der Boote im Wasser liegen, wird vor allem vom Schwerpunkt (je niedriger, desto stabiler) und von der Breite (je breiter, desto stabiler) bestimmt. Aufgrund der langen Ruder und des niedrigen Schwerpunkts sind große Ruderboote in Bezug auf die Stabilität am besten. Ein Kentern ist mit den Boote nahezu unmöglich.
Bei Kajaks ist das Kentern durchaus möglich. Besonders schmale Touring und Race Kajaks liegen wesentlich unsicherer im Wasser, sodass ein ungeplanter Wassergang bereits bei einer kleinen Unachtsamkeit anstehen kann.
Heutzutage rudern viele Leute nicht mehr auf Gewässern, sondern nutzen eine Rudermaschine, um gezielt die beanspruchten Muskelgruppen zu trainieren. Es steht dir dabei zwar kein Trainer zur Verfügung, mit dem du an der Rudertechnik arbeiten kannst, aber die Maschinen sind trotzdem eine gute Sache, um ohne größere Vorbereitungen, eine kurze Session einzuschieben. Mit einer Rudermaschine bist du zudem vom Wetter und der Jahreszeit unabhängig.
Für Paddelsportarten wie Stand-up Paddling, Kajak- und Kanadierfahren gibt es keine entsprechende Möglichkeit. Paddeln kann nicht bequem in einem Fitnessstudio oder in den eigenen vier Wänden trainiert werden. Paddelsportarten wie Kajakfahren und insbesondere Stand-up Paddling sind allerdings wesentlich populärer in der breiten Masse. Für den durchschnittlichen Sportler sind die Paddelsportarten deutlich zugänglicher als der Rudersport, bei dem die meiste Aktivität in Vereinen stattfindet.
Die aufblasbaren SUP Boards und aufblasbaren Kajaks haben zur großen Beliebtheit von Paddelsport wesentlich beigetragen. Statt sich mit den großen, sperrigen Ruderbooten und Kanus herumzuschlagen, setzen immer mehr Paddler auf die sogenannten Inflatables. Die aufblasbaren Boote werden mit einer Luftpumpe aufgepumpt und sind innerhalb von ungefähr 10 Minuten einsatzbereit.
Der Vergleich zu Luftmatratzen kommt Inflatables nicht gerecht. Die aufblasbaren Kajaks und insbesondere die aufblasbaren Stand-up Paddling Boards sind enorm reißfest, robust und lange haltbar. Im aufgeblasenen Zustand können Einsteiger die Boote kaum von festen Modellen unterscheiden. Die Hüllen sind so hart, dass sie sogar leichten Kollisionen mit Felsen oder Stegen standhalten.
Nach Ende der Tour wird einfach die Luft aus dem Boot oder dem Board abgelassen, die leere Hülle zusammengerollt und in einem Rucksack verstaut, der häufig mit einem aufblasbaren Kajak oder einem SUP Board geliefert wird. Auch ist im Lieferumfang der allermeisten Modellen ein teilbares Paddel enthalten, das für den Transport und die Lagerung zerlegt werden kann und zudem höhenverstellbar ist.
Zwischen Ruderbooten, Kajaks und Kanadiern gibt es eine Reihe weiterer Unterschiede, die etwa den historischen Ursprung und die Entwicklung im Laufe der Zeit betreffen. Zudem gibt es sowohl von Kajaks, als auch von Kanadiern und Ruderbooten eine Vielzahl verschiedener Bootstypen, die sich in ihren jeweiligen Eigenschaften unterscheiden und für verschiedene Einsatzgebiete geeignet sind.
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