Mit einer beachtlichen Länge von fast 300 Kilometern ist die Werra eindeutig länger als die beiden Quellflüsse der Weser.
In Hannoversmünden vereinigt sie sich mit der nur etwa 220 km langen Fulda zur Weser.
Doch bis zum 11. Jahrhundert gab es die Werra noch gar nicht.
Da hieß sie nämlich Weser von der Quelle bis zur Mündung in die Nordsee.
Allerdings gehen beide Flussnamen auf das mittelhochdeutsche Vieseraha zurück und das heißt ganz einfach Wasser.
Die Werra ist also der Oberlauf, die Weser der Unterlauf ein und desselben Flusses.
Inhaltsverzeichnis
Über die Werra
Die Werra entspringt im Süden des Thüringer Waldes nördlich von Eisfeld. Zunächst fließt sie südwestlich, um dann ab Veilsdorf nordwestwärts zu strömen. In ihrem Mittellauf wechselt die Werra sechsmal zwischen Thüringen und Hessen.
Heutzutage spielt dies keine Rolle mehr. Wohl aber bis 1989.
In dieser Zeit entstanden auf beiden Seiten Angelsportvereine mit einem mehr oder weniger kurzen Flussabschnitt der Werra als Pachtgewässer. Damals wechselte die Werra also sechsmal zwischen DDR und BRD und war über weite Strecken Sperrgebiet oder bildet gar die teilweise verminte Staatsgrenze.
Traurige Berühmtheit erlangte die Werra aber vor allem als salzhaltigster Fluss Europas. In Hessen und Thüringen werden Kalisalze abgebaut: Kaliumchloid und Magnesiumsulfat sind wichtige Grundstoffe für die Düngemittelindustrie.
Andere beim Abbau ebenfalls freigesetzte, wasserlösliche Salze können nicht weiterverwendet werden und wurden einfach in die Werra eingeleitet.
Keine der beiden Seiten hielt sich an den bereits in den 1930-ziger Jahren festgelegten Grenzwert von 2,5g Chlorid pro Liter. Zeitweise lag der Salzgehalt der Werra über 40g, bei Niedrigwasser sogar 140g Chlorid/Liter.
Die Folge war, dass von den ursprünglich im Lauf der Werra vorkommenden 34 Fischarten nur noch 2 überlebten: der Aal und die Regenbogenforelle.
Auch die Wirbellosen als wichtigste Nahrungsquelle der Fische starben aus. Stattdessen wurden 3 salzwassertolerante Arten in der Werra ausgesetzt oder eingeschleppt: Eine aus Neuseeland stammende Wasserschnecke, ein Brackwasserkrebs und ein Strudelwurm.
Erst seit 1998 versucht man, die Höhe der Salzeinleitungen an die Wasserführung, d.h. an die Abflussmenge der Werra anzupassen. So darf die Chloridfracht des Werrawassers bezogen auf den Pegel Gerstungen den Grenzwert von 2,5g Chlorid/Liter nicht überschreiten.
Weiter stromab in der Werra bei Eschwege beträgt er zwischen 6 und 8g/l. Das ist zwar immer noch zu hoch, aber der Fischbestand und die Wirbellosenfauna haben sich wieder erholt. So findet man heute im Mittellauf der Werra bei Eschwege wieder regelmäßig 16 Fischarten.
Da die Werra als extrem salzhaltiger Fluss und als streng bewachte Staatsgrenze bis zur Wiedervereinigung als Angelgewässer kaum nutzbar war, richteten die Angelsportvereine verständlicherweise zu beiden Seiten des Flusses ihre Hauptaktivität auf die Anlage und Hege zahlreicher Fischteiche.
So verfügt beispielsweise der ASV Eschwege über 10 liebevoll gepflegte Teiche als Angelgewässer. Alle Angelsportvereine entlang der Werra stellen zwar auch Gästekarten aus, allerdings fast ausschließlich für ihre Pachtstrecke der Werra.
Die Fischteiche bleiben den Mitglieder der Vereine vorbehalten.
Die 4 besten Angelgewässer & Angelteiche an der Werra
#1 Werra bei Themar (ASV Themar 1959 e.V.)
Der Angelsportverein Themar 1959 e.V. ist zuständig für eine 5 km lange Strecke der Werra von der Mündung der Schleuse, einem Zufluss, beim Forellenhof bis zum Ortsausgang Themar. Er bewirtschaftet außerdem den Eisteich und die beiden Zuflüsse Tachbach und Weißbach, zieht dort einheimische Bachforellen heran.
Die Werra ist hier im Oberlauf ein Salmoniden- und Mischgewässer. Gewässerbett und Ufer sind streckenweise noch weitgehend naturnah, unverbaut und von schattenspendenden alten Baumbeständen gesäumt.
Die Zielfischarten sind Äschen, Bach- und Regenbogenforellen, außerdem Aal, Barsch und Hecht, Karpfen und weitere Weißfische.
Einige Flussabschnitte sind besonders fürs Flugangeln geeignet, aber auch Ansitzangler kommen an der Mischwasserstrecke auf ihre Kosten.
Ergänzend zur Thüringer Fischereiverordnung gelten folgende Bestimmungen: Im Salmonidengewässer sind Flug- und Spinnangel vom 1.5. bis 14.2. erlaubt. Der Fang ist aber auf drei Salmoniden, davon 2 Bachforellen beschränkt.
Die Jahresfangmenge ist auf maximal 30 Bachforellen limitiert, ohne Begrenzung für Hecht, Blei und Giebel. Im allgemeinen Angelgewässer sind 2 Handangeln oder je eine Friedfisch- und eine Raubfischangel erlaubt. Pro Erlaubnisschein dürfen je 2 Bachforellen, Karpfen, Schleie und Aale entnommen werden.
Außerdem gelten für die Salmoniden, Schleien und Karpfen abweichende Mindestmaße und spezielle Schonzeiten. Auch Gastangler müssen eine Fangstatistik führen.
Weitere Einzelheiten: asv-themar.de
#2 Werra bei Bad Salzungen (ASV Bad Salzungen e.V.)
Der Angelsportverein Bad Salzungen e.V. wurde 1943 gegründet. Zu den Pachtgewässern zählen der
Burgsee mit einer Fläche von 10,3ha und Wassertiefen zwischen 2 und 23 m.
Zum Fischbestand zählen vor allem Hecht, Karpfen, Zander, Barsch, Schleie, Aal, Rotfeder, Plötze, Brasse und Silberkarpfen, und die Werra von der Fußgängerbrücke am Haad in Bad Salzungen flussabwärts bis zur Eisenbahnbrücke bei Unterrohn.
In dieser km langen Flussstrecke kommen u. a. Äschen, Bach- und Regenbogenforellen, Hecht, Zander, Aal, Karpfen und andere Weißfische vor.
Für folgende Fische gilt eine ganzjährige Schonzeit: Aland, Barbe, Elritze, Koppe, Lachs, Nase, Quappe, Rapfen, Zährte.
Weitere Informationen: anglervereinbadsalzungen.jimdofree.com
#3 Werra bei Lauchröden (ASV Lauchröden)
Der etwa 9 km lange Flussabschnitt der Werra bildet zugleich die Landesgrenze zwischen Thüringen und Hessen und darf vom Thüringer Ufer aus beangelt werden. Die Werra hat hier eine durchschnittliche Breite von 22m.
Der Fluss bildet zahlreiche Mäander mit wechselneden Abschnitten von Stromschnellen, stillen Buchten, Tief- und Flachwasserbereiche. Entsprechend vielseitig ist die Fischfauna.
Zielfischarten sind Aal, Hecht, Zander und Barsch, Forellen, Döbel, Rotfeder, Rotaugen und Wels.
Zu den Pachtgewässern des ASV Lauchröden gehören auch die letzte 2,2 km Fließstrecke der Elte bis zur Mündung in die Werra. Es kommen die gleichen Fischarten (mit Ausnahme des Wels) vor wie hier in der Werra.
Dem Verein gehören außerdem 4 terrassenförmig angelegte Teiche mit einer Gesamtfläche von etwa 1ha. Von diesen dürfen zwei Teiche auch von Gastanglern beangelt werden.
Weitere Informationen: asv-lauchroeden.hpage.com
#4 Werra oberhalb Eschweges parallel zum Werrastausee (ASV Eschwege)
Das Besondere an dieser Flussstrecke am Fuß des steil aufragenden Leuchtberges nur wenige 100 m von der malerischen Stadt Eschwege mit ihren Hunderten von Fachwerkhäusern entfernt ist, dass der Werra-Fluss am Südufer des 110 ha großen Werrastausees entlang verläuft.
Mit der Gästekarte darf man sowohl in der Werra als auch im Werrastausee angeln, auch Nachtangeln ist erlaubt.
Allerdings darf nicht mit Boot geangelt werden. Zudem befinden sich 10 sorgsam gepflegte Fischteiche in der Obhut des ASV Eschwege, nur einer dieser Teiche steht auch Gastanglern zur Verfügung.
Die Pachtstrecke des ASV Eschwege in der Werra reicht vor der Mündung des kleinen Baches namens Frieda östlich des Werrastausees bis unterhalb von Albungen.
In diesem Flussabschnitt der Werra wurden 2019 16 Fischarten gefangen worden, darunter Aal, Barsch, Zander, Hecht, Bach- und Regenbogenforelle, Barbe, Döbel, Karpfen, Rapfen, Rotauge, Rotfeder und Schleie. Das ist umso erstaunlicher, weil die meisten Arten keien Besatzfische, sondern zugewandert sind.
Im Werrastausee werden jedes Jahr Prachtexemplare von Karpfen, Hechten, Zander und Aale gefangen, außerdem Barsche, Schleien, Rotaugen, Rotfedern und Brassen. Der See ist nicht an allen Seiten zugänglich und am Ostufer darf nicht geangelt werden.
Weitere Informationen: angelsportverein-eschwege.de
Voraussetzungen fürs Angeln an der Werra
Voraussetzung ist ein gültiger Fischereischein oder den Touristenangelschein für Deutschland, sowie eine vom für den jeweiligen Gewässerabschnitten der Werra zuständigen Angelsportverein.
In den zu Thüringen gehörenden Abschnitten der Werra gelten die Thüringer Fischereiverordnung und das Thüringer Fischereigesetz, sowie die davon abweichenden Mindestmaße, Schonzeiten und Fangverbote der einzelnen Angelsportvereine, auf Hessischer Seite entsprechend die Hessische Fischerverordnung und das Hessische Fischereigesetz.
Fazit
Lange Zeit eilte der Werra als salzhaltigster Fluss Europas der Ruf eines für Gastangler völlig uninteressanten Flusses voraus.
Hinzu kam, dass die Werra bis 1989 streckenweise die streng bewachte und unpassierbare Grenze zwischen DDR und BRD bildete.
Längst ist seitdem die Salzbelastung der Werra auf fischverträgliche Werte gesunken, der Artenreichtum an Fischen kann mit anderen Flüssen Mitteleuropas durchaus mithalten und zwischen den hessischen und thüringischen Angesportvereine herrscht ein reger Austausch und werden Freundschaften gepflegt. Auch Gastangler an der Werra sind herzlich willkommen.
Nur wenige Angelsportvereine entlang der Werra verfügen allerdings auch über wirklich informative und reich bebilderte Webseiten, z. B. die hier vorgestellten Angelsportvereine, deren Flussabschnitte zugleich auch zu den schönsten und fischreichsten der Werra gehören.